Kategorie Öffentliche Bauwerke

Gewölbekeller Rehburg

Beschreibung

Das betrachtete Objekt „Heidtorstraße 2“ in Rehburg-Loccum befindet sich im Zentrum der Stadt Rehburg und wird als Rathaus genutzt. Das Gebäude ist nur in einem kleinen Bereich  unterkellert, dem sog. Burgkeller, der etwa 300 Jahre alt ist.


Es handelt sich um einen Gewölbekeller mit Außenabmessungen von ca. 9,90 m x 9,45 m unterhalb des südwestlichen Gebäudeteils mit angrenzendem Kriechkeller. Die Decke ist aus vier Kreuzgewölben geformt mit Auflagerpfeilern an den Wandseiten und in der Mitte. Im Gewölbekeller war seit einiger Zeit eine Rissbildung zu verzeichnen, die sich immer weiter geöffnet hat.

Untersuchungen ergaben, dass das Gewölbe vermutlich auf Holzpfählen gegründet wurde, welche nun aufgrund der Absenkung des Grundwasserspiegels ihre Tragfähigkeit verlieren, weil die Pfahlköpfe von Holzschädlingen befallen sind. 

Im Zuge der beantragten Maßnahme wurde die vorhandene Holzpfahlgründung mit Verpresspfählen nachgegründet um weitere Setzungen und Rissbildungen zu vermeiden. Weil der Keller nicht von allen Seiten von außen zugänglich ist, konnte die Nachgründung nicht – wie allgemein üblich – mit Kleinbohrpfählen beidseitig der Wände und einem Joch als Auflager für die Fundamente ausgeführt werden. Anstelle dessen wurden unterhalb von Einzelfundamenten Verpresspfähle angeordnet. Die Einzelfundamente wurden unterhalb der lastabtragenden Pfeiler (jeweils in den Ecken, in den Wandmitten und unter dem Mittelpfeiler) eingebracht, wobei die ursprünglichen Pfeilerfundamente und ein Teil der Pfeiler dafür zurückgebaut wurden. Diese Fundamente dienen als Druckpolster und Lastverteilungsausgleich über dem aufgehenden Mauerwerk. Damit dienen die Pfeiler als Widerlager für die Pressenkräfte. 

Zum Einbau der Einzelfundamente und für die Kopfbaugruben wurde die Bodenplatte zurückgebaut und die Konstruktion des Mittelpfeilers mit Stahlträgern abgefangen. Damit die Stahlträger die Lasten zuverlässig übernehmen konnten, wurden lastabtragende Konsolen um den Mittelpfeiler ergänzt. 


Unterhalb der Einzelfundamente wurden Pressen eingesetzt, die die neuen Pfähle segmentweise hydraulisch eingepresst haben. Es handelt sich um umschnürte Stahlbetonfertigteile mit sehr hoher Betonfestigkeit. Die Pfahlsegmente (50 cm Länge) sind untereinander verbunden.  Der Pfahl wurde so lange in den Boden gepresst, bis er die Vorpresslast aufgezeigt und eine tragfähige Schicht erreicht hat. Die Vorpresslast ergibt sich aus den Auflasten des Gebäudes sowie einem Sicherheitsfaktor von 1,75, so dass eine deutliche Überpressung des Pfahls entstand. Der Bereich der Pfahlkopfhaube mit den Druckspindeln wurde nachträglich vergossen. 


Der ganze Vorgang erfolgte erschütterungsfrei. Das statische System der Konstruktion wurde nicht verändert. Das Bodenmaterial der Pfähle musste nicht entsorgt werden, da es vollständig verdrängt wurde. 


Die Stahlträger zur Abfangung wurden am Ende der Maßnahme demontiert und es wurde  eine neue Bodenplatte gegossen. 


Ausgezeichnet hat sich das Projekt durch die ganz besonders gute Zusammenarbeit unter allen Beteiligten. Besonders von Bauherrenseite wurde viel Verständnis für die immer wieder neu aufkommenden Probleme gezeigt. Sowohl beim Ausarbeiten des Mauerwerks als auch beim Ziehen der alten Holzpfähle war größtes Geschick gefordert, was die beteiligten Handwerker in der Tat mit viel Elan und auch Geduld umgesetzt haben. 


Während der Baumaßnahme wurden archäologisch zu beurteilende Befunde aufgedeckt, erforscht und dokumentiert. Auch hier gab es eine kooperative und gute Zusammenarbeit mit der zuständigen unteren Denkmalbehörde und den Archäologen. 

Details

Bauherr: Stadt Rehburg-Loccum
Zuständige Denkmalbehörde: Landkreis Nienburg/Weser – denkmalpflege
Baujahr:
um 1875
Sanierungsmaßnahme: Bauzeit 2022/23
Sanierungsplanung und Bauleitung: Ingenieurbüro Dipl.-Ing. Götz & Ilsemann
Bauort: Rathaus in Rehburg-Loccum
Statisch-konstruktive Bearbeitung: LSM Ingenieure für Tragwerksplanung Partg mbb / Hannover
BAUGRUNd: ELH Ingenieure GmbH / HANNOVER